Rennes-le-Château – Eine interessante Geschichte

Vor einigen Jahren begeisterte ich mich für Mythen und Legenden. Eine Davon hat es mir bis heute angetan und ich würde gerne mal selbst in Südfrankreich auf die Spuren des Abbé gehen.Ob nun eine Verschwörung dahinter streckt oder nicht… die Geschichte ist einfach interessant, weil sie einige Mythen vereint…
In einem kleinen Dorf namens Rennes-le-Château verprasste der Pfarrer Bérenger Saunière von 1896 bis 1917 eine Geldsumme im heutigen Wert von etwa 4,5Millionen Euro – und dies, obwohl sich sein Jahreseinkommen auf nur etwa 175,00 Euro belief!

Ein Pfarrer und sein Reichtum

Abbé Bérenger Saunière

Das südfranzösische Languedoc war von jeher ein geheimnisvoller Landstrich. Einst war es das Land der Ketzer und auf der Burg Montségur, die im März 1244 erobert wurde, hatten sich die letzten Katharer vor den brutalen Verfolgungen der katholischen Kirche in Sicherheit gebracht.

In genau dieser Gegend stieß Abbé Bérenger Saunière, der Pfarrer von Rennes-le-Château, beim Renovieren seiner bescheidenen Dorfkirche unter dem Altarstein auf mehrere Pergamentschriftstücke, von denen zwei komplizierte Ziffern und Zeichen enthielten. Saunière ließ sie in Paris von kirchlichen Gelehrten entschlüsseln. Deren Übersetzung ergab zwar scheinbar wenig Sinn, machte den 33-jährigen Provinzpfarrer wohl über Nacht dennoch zum einem reichen Mann.

Bis zu seinem Tod im Jahre 1917 gab Saunière das Geld mit vollen Händen aus. Er ließ die alte Kirche St. Maria Magdalena restaurieren und baute sich selbst eine luxuriöse Villa mit Orangerie und Ziergärten, in der er glanzvolle Feste gab. Unter den Gästen befand sich sogar – wenn auch inkognito – der habsburgische Erzherzog Johann. Auch wird dem Abbé nachgesagt, eine Affäre mit der berühmten Opernsängerin Emma Calvé gehabt zu haben.

Saunière hatte offensichtlich nur seine treue Haushälterin Marie Dénarnaud in seine dunklen Geheimnisse eingeweiht, der er später sogar seinen gesamten Besitz überschrieb. Rätselhaft wie Sauniéres Leben war, so war auch sein Tod sehr obskur. Kurz vor seinem Ableben erhielt er Besuch von einem Unbekannten. Später stellte sich heraus, dass seine Haushälterin eigenartigerweise bereits ein Woche vor Sauniéres plötzlichem Herztod einen Sarg bestellt hatte.

Preisgegebenes Geheimnis? 

Höchstwahrscheinlich hatte Saunière der Haushälterin das so streng gehütete Geheimnis vor seinem Tod anvertraut. Marie befreundete sich später mit Noel Corbu, der ihr Sauniéres ehemaliges Anwesen abgekauft hatte. So versprach sie, ihm in ihrer Todesstunde „ein Geheimnis zu verraten, das ihn reich und mächtig machen würde“.

Allerdings beraubte ein Schlaganfall Marie 1953 ihrer Stimme. Auf dem Sterbebett versuchte sie zwar verzweifelt ihr gegebenes Versprechen zu halten, doch sie konnte nur noch einige Worte hervorstammeln. Corbu, der später bei einem Autounfall ums Leben kam, beteuerte, er habe nichts davon verstanden. Sollte er Maries letzten Worten Abbé Sauniéres Geheimnis doch entnommen haben, dann nahm er sein Wissen mit ins Grab.

Das Priorat von Zion 

Die ursprünglichen Pergamentschriftstücke, die Saunière in seiner Kirche entdeckt hatte, tauchten nie wieder auf. Ende der 60er-Jahre behauptete jedoch eine Vereinigung namens Priorat von Zion im Besitz dieser Schriftstücke zu sein. Diese geheimnisvolle Vereinigung, die sich einer mehr als hundertjährigen Geschichte rühmt, veröffentlichte zwei dieser Schriftstücke an die Öffentlichkeit.

Viele Forscher bezweifeln allerdings bis heute, dass diese Pergamente jemals existierten. Wäre nicht Bauarbeiter als Zeugen zugegen gewesen, als Saunière 1887 unter dem Altar entdeckte, könnte man das Ganze als Schwindel einstufen. Doch da Saunière direkt nach diesem Fund ein reicher Mann war, liegt die Vermutung nahe, dass beides in direktem Zusammenhang stand. Viele der dazu existierenden Theorien sind an den Haaren herbeigezogen, doch einige mit Sicherheit einer näheren Betrachtung wert.

Die Bekannteste ist wohl die Theorie der „heiligen Ahnenreihe“. Sie stammt von dem BBC-Dokumentarfilmer Henry Lincoln und wurde später in seinem 1982 erschienenen Bestseller „Der Heilige Gral und seine Erden“ weiterentwickelt, den er zusammen mit den Historikern Michael Baigent und Richard Leigh veröffentlichte. Ihre Theorie fußt auf der Annahme, dass Jesus nicht am Kreuz starb, sondern nur eine Droge verabreicht bekam, die seinen Tod vortäuschte.

In einem der Schriftstücke Saunière sind einige Buchstaben rot hervorgehoben. Sie bilden einen französischen Satz, der in etwa bedeutet: 

„Dieser Schatz gehört König Dagobert II. und Sion und er ist dort tot.“ 

Das „er“ dürfte sich auf den Merowingerkönig Dagobert II. beziehen, doch was bedeutet „Sion“, die alte Bezeichnung für Jerusalem? Liest man die Endbuchstaben der letzen vier Zeilen von oben nach unten, ergibt sich das Wort „SION“ und ganz unten rechts die Initialen „PS“. Hinweise auf das Priorat von Zion, einer Uralten Gruppe von Tempelrittern?

Ich fand die ganze Geschichte zwar interessant, aber vieles davon ist heute schon widerlegt. Nichts desto trotz eine schöne Geschichte.

Im Château Hautpoul lebte Marie de Negre. Ihre Grabinschrift enthält den Schlüssel zur Entzifferung des zweiten Pergamentschriftstücks. Bevor Saunière den Grabstein zerstörte, ließ er eine Kopie davon anfertigen. Ein Anagramm aus scheinbar falsch eingemeißelten Buchstaben ergibt die Worte „mort épée“ = „Schwert des Todes“

Das zweite Schriftstück enthält 128 überflüssige Buchstaben. Diese wurden mittels eines komplizierten Systems mühsam entschlüsselt. In der Übersetzung ergibt sich folgender Text:

„Hirtin keine Versuchung für die Poussin Teniers den Schlüssel hat friede 681 mit dem Kreuz und dieses Pferd Gottes ich erreiche den dämonischen Hüter um die Mittagsstunde blaue Äpfel“

Über die Bedeutung dieser Worte sind sich die Forscher bis heute nicht ganz einig; doch die Hinweise „Hirtin“ und „Poussin“ gelten allgemein als Anspielung auf Poussins Gemälde „Die Hirten von Arkadia“.

Nun kommen die richtigen Verschwörungen 🙂

Das Erbe des Messias 

Die Jünger nahmen den noch lebenden Jesus vom Kreuz ab und brachten ihn an einen sicheren Ort, an dem er sich vollständig erholte (in einer anderen Version soll Simon von Kyrene statt Jesus am Kreuz gestorben sein). Jesus gründete nach seiner Rettung mit Maria Magdalena eine Familie, verließ Palästina und machte sich nach Südwestfrankreich auf, wo er und die Seinen sich relativ sicher fühlen konnten. Seine Nachkommen sollen später in die Dynastie der Merowinger eingeheiratet haben. Diesem Geheimnisumworbenen französischen Herrschergeschlecht wurden magische Kräfte zugeschrieben. Jesus soll dieser Theorie nach 74 n. Chr. eines natürlichen Todes gestorben und in Südfrankreich begraben worden sein. Angeblich wurden seine sterblichen Überreste zu einem späteren Zeitpunkt in dem Gebiet um Rennes-le-Château versteckt.


So weit Linolns Theorie. Ausgehend von dem in seinem Buch dargelegten Material machten sich der Geschichtsforscher Richard Andrews und der Bauingenieur Paul Schellenberger erneut an die Entschlüsselung der Pergamentschriftstücke. Aus der Analyse des geometrischen Aufbaus mehrerer in den Schriftstücken erwähnter Bilder ergab sich schließlich ein bestimmter Ort, an dem sich, so glauben die Autoren, mit ziemlicher Sicherheit der Leichnam Christi befindet. In ihrem Buch „The Tombs of God“ (1996) geben sie die Westseite des Berges Mount Cardou, südöstlich von Rennes, als letzte Ruhestätte an.

Falls Abbé damals tatsächlich auf die sterblichen Überreste Christi gestoßen war, hatte er diesen Triumph gegenüber der Kirche ausspielen und ihr sein Schweigen teuer verkaufen können. Doch während in einem der chiffrierten Schriftstücke der Merowingerkönig Dagobert II. erwähnt wird, gibt es ansonsten keine Beweise, die die Kirche davon überzeugt haben könnten, dass die Auferstehung Jesu gar nicht stattgefunden hatte. Damit ist der Erpressungstheorie der Boden entzogen – für eine Erpressung hätte Saunière einfach zu wenig Druckmittel in der Hand gehabt.

Andere Forscher vermuten, dass Saunière seine wohlhabenden Gemeindemitglieder erpresst hatte. Hinweise für diese Theorie ergeben sich aus der Haltung der Bischöfe von Carcasonne gegenüber Abbé Saunière. Erstaunlicherweise zeigte sich Bischof Billard von den merkwürdigen Vorgängen in Rennes unbeeindruckt und ließ Saunière gewähren. Sein Nachfolger Beaséjour jedoch soll bei seinem Amtsantritt im Jahre 1902 den Dorfpfarrer unverzüglich zur Rechenschaft gezogen haben. Doch dieser habe lediglich mit einem spöttischen Lächeln geantwortet: „Ich habe wohlhabende Sünder.“

Allerdings hätte es dann in dem kleinen Dorf angesichts von Sauniéres ungewöhnlichem Reichtum extrem viele Wohlhabende Sünder geben müssen. Wahrscheinlich ist Sauniéres Antwort an den Bischof nicht anders gemeint als im Sinne von: „Das geht Sie nichts an.“

Versteckter Schatz? 

Eine Reihe weiterer Erklärungsversuche, die durchaus plausibel klingen, gehen davon aus, dass der Dorfpfarrer auf eine versteckte Schatzkiste gestoßen war. Zwar sind zahlreiche Forscher fest davon überzeugt, dass es sich bei den Schriftstücken um verschlüsselte Schatzkarten handelt, doch ist bis heute heftig umstritten, wer den schatz versteckt hatte und worin er eigentlich bestand. Als ursprüngliche Besitzer kommen die Katharer in Frage, eine einflussreiche religiöse Bewegung, die bis zum 13. Jahrhundert insbesondere im Gebiet von Rennes ihre Blütezeit erlebte. Die Katharer hatten eine Strang dualistische Lebensanschauung und hielten die Welt der Materie für ein Werk des Teufels. Vorläufer der Katharer waren die Manichäer so genannt nach ihrem persischen Gründer Mani. Auch die manichäische Lehre war streng dualistisch: Man hielt die materielle Welt für die Schöpfung eines Demiurgen, eines bösen Geistes, der die Welt nach seinem Ebenbild geschaffen hatte. Demgegenüber existierte ein unvergängliches Lichtreich, das es wieder zu erringen galt.

Im 13. Jahrhundert von der katholischen Kirche verfolgt und nahezu vernichtet leisteten die Katharer auf der Burg Montségur unweit von Rennes letztmals Widerstand. Bevor die Katharer jedoch kapitulierten, gelang es Vier von ihnen, in letzter Minute mitsamt den „Schätzen des Glaubens, pesuniam infinitam“ („unermessliche Reichtümer“), zu entkommen, wie es späteren Überlieferungen hieß. Hatte Bérenger Saunière möglicherweise das versteck des Katharerschatzes entdeckt? Und wenn dies der Fall war – woraus bestand der?

Dr. Athur Guirham, ein Experte auf dem Gebiet des Katharismus, ist davon überzeugt, dass Saunière Bücher und Dokumente der Katharer entdeckt hatte, die esoterische Geheimnisse enthielten und nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren.

Alchemistisches Wissen? 

Handelte es sich bei den „unermesslichen Reichtümern“ der Katharer vielleicht sogar um den so genannten Stein der Weisen, um das Wissen, wie man unedle Metalle in Gold verwandeln kann? Sauniéres großes Interesse an der Alchemie spräche für diese Theorie.

Gleich hinter dem Eingang zur Kirche in Rennes befinden sich einige merkwürdige Staturen, die der Abbé während der Restaurierung dort aufstellen ließ. Zu Füßen der Staturen ist der Dämon Asmodi zu erkennen, der Hüter des verbotenen Schatzes. Über seinem Haupt befindet sich eine Schale mit Weihwasser, gekrönt von steinernen Salamandern – mytischen Kreaturen, die im Feuer leben. Darüber befinden sich vier, das Kreuz schlagende Engel, die als Luft- oder Geistwesen gelten. Erde, Wasser Feuer, Luft sind die traditionellen Elemente der alchimistischen Lehre. In der Nähe der Kirche befindet sich außerdem das Schloss der Dynastie der Blanchefort-Hautpoul, dem Rennes-le-Château seinen Namen verdankt. Zu dieser Burg gehörte der „Turm der Alchimie“. Deutet all dies darauf hin, dass Sauniéres Reichtum alchimistischen Ursprungs war? Das wäre denkbar.

Kriegerische Mönche 

Die vielleicht plausibelste Erklärung für den Schatz von Rennes betrifft den verschollenen Schatz der Templer. Dieser mittelalterliche Ritterorden wurde 1119 von den Franzosen Godefroy de St. Homer und Hugo de Payens zum Schutz der Pilger auf der Wallfahrt ins Heilige Land gegründet. Das Ordenshaus der Tempelritter befand sich in Jerusalem, gleich neben der Al-Aksa_Moschee, besser bekannt als Tempel des Salomon. Macht und Reichtum der Tempelritter wurden immer größer, bis sie – sehr zu ihrem Unglück – Verbindungen mit Philipp IV. von Frankreich aufnahmen. Da dieser sich bald bei den Templern tief verschuldet hatte, befahl er seinen Truppen im Jahre 1307 alle Templerfestungen anzugreifen. Die meisten Ordensritter fielen den Attaken des Königs zum Opfer.

Nachweislich könnte Châuteau Blanchefort in der Nähe von Rennes – angeblich eine Festung der Tempelritter – jedoch erst nach langem, zähem Kampf besiegt werden. Die Templer könnten als genügend Zeit gehabt haben ihren Schatz beiseite zu schaffen.

Die Verbindung zwischen Blanchefort und den Tempelrittern ist allerdings historisch genauso umstritten wie das Rätsel um ihren endgültigen Untergang. Allerdings gibt es Indizien dafür, dass zumindest ein Teil ihres verschollenen Schatzes in oder Nahe bei Rennes versteckt sein könnte. Die Zweifel an der Tempelritter-Blanchefort-Verbindung kann zwar berechtigt sein, doch als die Truppen Philipp IV. – auch Philipp der Schöne genannt – im Gebiet von Rennes einfielen, gab es dort noch weitere Templer. Man kann also davon ausgehen, dass Philipp nicht der gesamte Schatz in die Hände fiel – ein Teil davon könnte so lange in der Kirche von Rennes versteckt gewesen sein, bis Bérenger ihn entdeckte.

Unabhängig vom Wahrheitsgehalt oder von den tatsächlichen historischen Begebenheiten… Ich mag diese Geschichte um den Abbé Saunière. Und die von ihm renovierte Kirche würde ich gerne mal sehen.