PiHole gegen Werbung. Warum?
Das Problem
Nichts gegen Werbung bei kostenfreien Diensten, das ist völlig in Ordnung. So finanzieren sich die für uns kostenlosen Dienste im Internet nun mal.
Mein Problem ist aber das „wo“ und „wie“ die Werbung platziert wird. Vermutlich kennt ihr das,
- Ihr kommt auf eine Webseite und alles blinkt, ist animiert, ein lesen des Textes ist beinahe nicht möglich
- Ihr lest einen Artikel und dann ploppt Werbung über den ganzen Bildschirm auf, wo man erstmal suchen muss, wie man das ganze wieder schließen kann
- Ihr lest einen Artikel, wundert Euch etwas und stellt dann nach einer Minute erst fest, dass oben rechts hellgrau auf weiß steht „Werbeanzeige“
Damit sollte Schluss sein. Nun gibt es genügend Programme, die man local installieren kann, wie z. B. AdGuard, AdBlockPlus, uBlock, Ghostery und wie sie nicht alle heißen. Das Problem dabei ist aber folgendes:
- sie muss für jeden Browser der genutzt wird, neu installiert werden
- Whitelists (Seiten, die dennoch mit Werbung angezeigt werden sollen) müssen in jedem Browser gepflegt werden
- die Software funktioniert dann nur auf diesem einen Gerät, nicht aber auf dem Smartphone (wofür ich wieder eine andere Software benötige) oder dem SmartTV (bei dem ich die Einstellungen nur sehr schwer ändern kann) etc. pp.
Es musste also eine andere Lösung her. Ich habe gegoogelt und Videos gesehen und habe mich schlussendlich zunächst für das Projekt PiHole entschieden. Sehr hilfreich hierbei waren für mich die Videos von „SemperVideo“ auf Youtube.
Meine Lösung
Die Voraussetzungen dafür war: Es musste ein Raspberry Pi her. Etwas, das mich zunächst ein wenig abgeschreckt hat, da ich mit Linux und Konsolen-Befehlen so gar nichts am Hut habe. Hier haben die Videos von SemperVideo aber sehr gut geholfen, so dass das auch ein NOOB problemlos hinbekommen sollte.
Die Playlisten, die sich mit dem Projekt SV-PiHole beschäftigt findet ihr hier:
Raspberry Möglichkeiten; ab hier geht es dann um das PiHole: Projekt PiHole
Der Vorteil der Variante ist:
- Werbung wird geblockt
- Unseriöse Shops und Seiten werden geblockt
- Tracking und Telemetrie Anfragen werden geblockt
- FSK-18 Seiten lassen sich problemlos auch blocken
- Freigaben können für jedes Gerät einzeln gesteuert werden
- Die Art der geblockten Dienste kann selbst bestimmt werden
- Springer Verlag und Fake-Science Seiten werden geblockt
Das beste aber: Das passiert auf allen Geräten im eigenen Netzwerk. Ganz egal, ob es Alexa, FireTV, Chromecast, das SmartTV, Tablet, Smartphone, Kühlschrank oder die anderen Smarthome Produkte sind. Alleine das IoT bietet da ja eine Vielzahl von Möglichkeiten.
Voraussetzung für das ganze ist folgendes:
- Rudimentäre Kenntnisse seines WLANs und rudimentäre Kenntnisse von Technik und IT
- Raspberry Pi
Warum ich gerade PiHole nutze und nicht Adblock?
Ich denke prinzipiell ist das beides sehr ähnlich und sicherlich auch beides sehr zuverlässig. Ich habe beide auf dem Raspberry installiert. Allerdings hat das PiHole einen für mich unschätzbaren Mehrwert:
Stellt Euch vor, ihr nutzt Websites, die Werbung beinhalten regelmäßig, wollte aber nicht immer den Adblocker ein- und wieder ausschalten (so mache ich das bei zwei Browser Games). Beim Adblock Schaltet ihr ihn einfach aus. Er ist dann auch aus und bleibt es einige Tage, bis Euch einfällt, dass er ja noch „aus“ ist.
Beim Pihole kann ich mit einem Klick sagen: 30 Sekunden aus, 1 Minute aus, 2 Minuten aus, 5 Minuten aus oder ihr nutzt mit einem Klick mehr eine genau Zeit Eurer Wahl. Das PiHole schaltet sich danach wieder automatisch ein und blockt wieder wie gewünscht.
Das hat bei mir den letztlichen Ausschlag gegeben. Mir gefällt die Optik und Übersichten auch besser als beim Adblock. Aber das ist Geschmackssache.
Was macht der Raspberry mit Pihole denn genau?
PiHole ist eine Software, die im eigenen Netz als DNS-Server fungieren kann und bei allen Anfragen die (aktiv oder passiv von Geräten oder Software) gestellt werden, prüft, ob Werbung platziert wird oder ob Geräte einfach Daten irgendwohin senden (Telemetrie Anfragen von Amazon, Google, Apple, Microsoft, …). Also verantwortlich für alle Anfragen die Clients (Geräte) die nach draußen gesendet werden. Die unerwünschten werden dann vom PiHole geblockt. Damit bekommt man ein größtenteils werbefreies Internet, und etliche (oftmals unnötige) Datensendungen werden abgeblockt.
Ganz vereinfacht und nicht IT-technisch korrekt dargestellt kann man sich das ganze so vorstellen:
Vorher:
Nachher:
Und nein, … das verzögert die Anfragen nicht wirklich. Und BTW: Welchen DNS-Server im Internet Ihr dann wirklich nutzen wollt könnt ihr dem PiHole auch sagen (der eures DSL Anbieters oder google: 8.8.8.8, Quad9: 9.9.9.9 …).
Vor knapp zwei Jahren habe ich mir also einen Raspberry Pi 3 Modell B+ gekauft. Der einzige Grund dafür war, so zumindest damals, war die tatsächlich nur die Nutzung des PiHole. Denn ein Raspberry ist extrem stromsparend, was wichtig ist, denn die die Kiste läuft dann ja auch 24/7.
Ob ich das bislang schonmal bereut habe? Nein.
Aber ich finde es erschreckend, wieviel Werbung und Anfragen so geblockt werden. Dies hier ist von den ersten Stunden, wo ich wirklich alle Filterlisten aktiv hatte und in dieser Variante auch einige Seiten nicht funktionierten.
Von 38000 Anfragen sind 19400 geblockt worden / 50 %
Das war natürlich ein Overkill und ich habe die Listen mit den geblockten Inhalten im Laufe der Zeit immer mehr angepasst, bzw. andere Listen verwendet.
Wie ich das ganze nun umgesetzt habe, welche Listen ich benutze und warum, folgt in einem weiteren Beitrag.
Bild vom Pihole oben: (c) kanetsu via Pixabay