Die alte Frau und die Flüchtlinge

Heute morgen im Bus… 

Eine ältere Dame die 2-3 Mal pro Woche ebenfalls mit fährt und eine Haltestelle nach mir einsteigt drängt mir ein Gespräch auf… Sie ist gut gekleidet, ein wenig zu viel Schmuck und Lippenstift, offensichtlich recht wohlhabend und vermutlich öfter beim Frisör, als ich einkaufen gehe. Sie hat diesen leichten Lila-Stich in den weißen, leicht gelockten Haaren.  Vermutlich und hoffentlich war es das letzte Mal, dass sie versucht mit mir ein Gespräch anzufangen.

Initiative Echte Soziale Marktwirtschaft (IESM)  / pixelio.de

„Haben Sie das gehört?“ sie zeigt drohend auf die Kreisberufsschule „Da sollen jetzt Flüchtlinge rein!“ 
Ich: „Ja, ist nicht das Schlechteste, hätte sie schlechter treffen können und Platz ist genug!“
Sie: „Was kann noch schlechter sein, als die hier hinzusetzen? Als ob nicht schon genug passiert hier!“
Ich: „Was meinen Sie?“
Sie: „Na, die Einbrüche von denen hier überall!“
Ich: „Sie meinen letztes Jahr diese Serie? Die, die die Polizei dann auch geschnappt hat…?“
Sie: „Ja, das waren auch so welche!“
Ich: „Wirklich? Ich habe im Pressebericht gelesen, dass es 4 Deutsche waren im Alter zwischen 20 und 30.“
Sie: „Ja, das mag sein, aber man weiß ja, wie die sind!“
Ich: „Ja – das stimmt. Die waren – glaube ich – alle aus Rheine… schrecklich da…“
Sie: „Nein, ich meine die Flüchtlinge!“
Ich: „Achso…? Oh, Entschuldigung. Was genau meinen Sie ist daran so schlimm?“
Sie: „Die klauen alles.. da kann man nichts mehr im Garten lassen!“
Ich: „Oh. Das wusste ich nicht. Ich dachte die brauchen unsere Hilfe, weil die nicht mal einen Garten haben, oder etwas was sie da rein stellen könnten, oder ein Haus, dass davor steht. Oft werden die auch einfach erschossen.. ohne Haus und Garten!“
Sie: „Jetzt veralbern Sie mich!“
Ich: „Nein… wieso?“
Sie: „Die wollen doch eh nicht arbeiten.“
Ich: „Richtig. Die meisten wären gar nicht dazu in der Lage. Außerdem dürfen Flüchtlinge in Deutschland gar nicht arbeiten!“
Sie: „Sie nehmen mich auf den Arm! Ich meine doch, dass diese“, sie rümpft die Nase „Menschen hier nur sind um zu klauen. Und dann werden wir sie nicht mehr los!“
Ich: „Wissen Sie denn, aus welchen Land hier Flüchtlinge aufgenommen werden?“
Sie: „Nein, das ist doch alles das Selbe da im Süden.“
Ich: „Ja, Sie haben ganz Recht. Eigentlich ist es schlimm. Wie gut, dass das Ausland uns immer so sieht wie wir sind… Nazis…“
Sie: „Was? Wir helfen doch immer und überall. Das ist doch lange vorbei! Wie können Sie denn jetzt die Deutschen heute mit Nazis vergleichen?“
Der Bus nähert sich meiner Ausstiegshaltestelle. Ich überlege kurz, ob ich nicht einfach „nichts“ sagen sollte.
Ich: „Wissen Sie… Ich war nicht dabei. Gerüchteweise habe ich gehört, dass viele Deutsche in der NS-Zeit geflohen sind. Sie hatten kein Dach über dem Kopf, mussten fürchten deportiert zu werden, hatten kein Essen, konnten ihren Kindern nicht garantieren, dass sie die nächste Woche überleben. Die sind alle aufgenommen worden. Von Ausländern in einem fremden Land. Und Sie verbreiten hier, dass alle Flüchtlinge kriminell sind und das wie sie hier nicht haben wollen? Wissen Sie… Menschen wie Sie, mit Ihren Vorurteilen, verkorkst durch Ihre eigene Unfähigkeit selbst zu denken, sind die Menschen, die ich nicht hier haben will.“
Ihr Mund geht nicht mehr zu und die Augen werden ziemlich groß.
„Und das was Sie jetzt vermutlich als respektloses Verhalten abtun werden, ist genau das was typisch ist für Menschen wie Sie.“
Sie unterbricht mich: „Haben Sie schon mal mit denen zu tun gehabt?“
Ich: „Nur indirekt, damals als Jugoslawien zerfallen ist.“
Sie: „Und dann ist das ein Grund, diese Flüchtlinge alle hier hin zu lassen?“
Ich: „Wissen Sie, wenn Menschen Hilfe brauchen, dann sollten wir alles tun um ihnen zu helfen. Uns geht es hier so gut, wir haben alles hier in Deutschland. Diese Menschen haben nichts mehr, außer vielleicht einer Tasche. Vielleicht sollten Sie Ihre Meinung mal überdenken.“
Sie: „Junger Mann, sie werden die Erfahrung noch machen!“

Initiative Echte Soziale Marktwirtschaft (IESM)  / pixelio.de

Ich: „Ja, dann ist vielleicht mal einer dabei der etwas klaut. Schwarze Schafe gibt es überall. Aber das ist kein Grund Hilfe zu verweigern.“
Sie: „Und wir müssen für die alle dann zahlen!“
Jetzt war bei mir der Punkt erreicht, an dem es auch wirklich reichte.
Ich, diesmal etwas lauter: „Jetzt reicht es aber! Ich zahle ihre Rente. Und ich würde sagen, sie haben Hitler noch miterlebt. Glauben Sie mir macht es Spaß diesen Mitläufern von damals MEIN verdientes Geld durch die Rente in den Rachen zu schieben? Das tut mir mehr weh, als 100 Flüchtlinge, die aus meinen Steuern bezahlt werden. Und wenn es weniger Menschen mit solchen Vorurteile zu Ihrer Jugend gegeben hätte, dann wäre uns und vor allem den Juden einiges erspart geblieben. Und in Zukunft erwarte ich, dass sie sich in den hinteren Teil des Busses setzen, wenn ich vorne sitze!“

Die Dame war wohl nicht gewöhnt, dass man ihr so sehr widerspricht, dass sie sichtlich in eine Schockstarre gefallen ist und auch nichts mehr sagen konnte. 
Wäre gerne noch da gewesen, als sie den Versuch beginnt sich mit anderen Fahrgästen gegen mich zu solidarisieren. Ich vermute mal, mit denen die das ganze mitbekommen haben, wird sie wenig Erfolg gehabt haben…
Morgen wird mein „Chauffeur“ berichten, denke ich. Seine Eltern sind seinerzeit aus Deutschland nach Spanien geflohen und sie kamen erst in den 60ern wieder nach Hause.

Das Wiedergabe ist natürlich nicht 100% wörtlich, aber dennoch sehr nahe dran. Mir ist das so was von zu Wider mit solchen Menschen nur zu reden… aber heute Morgen ging es nicht anders. Dermaßen von Intelligenz-Resistent … geht gar nicht.