Der Geist der vergangen Weihnacht
Der Geist der vergangenen Weihnacht
Es ist ja allgemein bekannt, dass Weihnachten und ich nicht wirklich kompatibel sind. Das beginnt mit den Weihnachtsmärkten und verstopften Innenstädten, mit den allseits nervenden Weihnachtsgedusel und der Glöckchen-Musik und endet bei überfüllten Parkplätzen und gefrusteten Verkäufer/Innen.
Seit Jahren kann ich dem nichts abgewinnen. Ich habe zu Weihnachten 2013 ja schon mal einen kurzen Eintrag gemacht. Der hätte durchaus auch umfangreicher sein können, aber das wesentliche steht drin und viel mehr MiMiMiMi mochte ich da auch nicht zum Besten geben.
Weihnachten ist was für Familienmenschen, die in diesem Bereich harmonisch sind und für Menschen, denen soziale Verpflichtungen und Zwangsfeiern nichts ausmachen; jedenfalls sehe ich das so. Wie ich schon 2013 schrieb:
Vielleicht gibt es bis dahin ja irgendeinen Lichtblitz, der mich erleuchtet und mir das Fest mal gefühlsmäßig etwas näher bringt.
Das Fest ist seit Jahren für ich immer anstrengend. Es gab Zeiten, da bin ich freiwillig arbeiten gegangen an diesen Tagen, denn da kann mich sich prima ablenken. Ganz früher, war es auch sehr angenehm, da ich nicht mit der ganzen Familie so tun musste, als es sei ein schönes Fest und ich freue mich darüber.
Der Weihnachtsgeist von Opa
Es gab da mal zwei Jahre, da war Weihnachten wirklich etwas besonderes. Das erste Jahr (jedenfalls das, an das ich mich noch gut erinnern kann) muss 1988 ± 1 Jahr gewesen sein… Das war das letzte Jahr, an dem mein Opa gelebt hat und mit uns feiern konnte. Mein Opa war eine Art Ersatz-Vater für mich. Meinen leiblichen Vater kenne ich nur aus Gerichtsakten und aus Verhandlungen. Diese Rolle übernahm mein Opa. Er war Handelsvertreter und ich bin mit ihm viel auf Ausstellungen und Messen (CDH, Hannover und Hamburg) gewesen, weil bei Kunden und viel bei seinen holländischen Lieferanten. Wir haben in den Ferien viel Zeit verbracht und wenn Opa zu Weihnachten da war oder ich bei meinen Großeltern, dann war es das, was andere wohl als „normales“ Weihnachtsfest bezeichnen.
Er hat viel erzählt und ich empfand es wichtig und richtig, dass er da war. Leider verstarb er dann in dem Jahr danach und mit ihm auch schon ein Teil dieser Weihnachtsstimmung.
Der 2. Weihnachtsgeist – Monja
1990 hatte ich dann nochmals das Glück, ein schönes Weihnachten zu erleben… Zu der Zeit wohnte ich noch in Minden.
Im September 1990 war ich mit meinem Freund Nico auf dem Mindener Freischießen (Infos: hier). Das große Volksfest ist rege besucht, wir liefen herum und hatten Spaß. Irgendwann trafen wir Mareike mir zwei ihrer Klassenkameradinnen aus der Parallelklasse. Wir tranken am Rathaus ein Bier zusammen und dann begrüßte Mareike zwei Freundinnen, die Nico und ich nicht kannten. Mareike stellte sie vor als Monja und Rennie (Renate). Nico und ich schauten uns an und sagten beide leise „wow“. Wir unterhielten uns eine ganze Weile, tranken noch etwas und zogen etwas weiter. Ich unterhielt mich sehr angeregt mit Monja und Rennie schien es meinen Freund Nico sehr angetan zu haben… Wir tauschten mit den Mädels die Adressen und verblieben so, dass wir aus dem Urlaub eine Karte an die beiden senden…
Der Abend endete und wir fuhren nach Hause… Thema auf der Fahrt sollte klar sein…
Dann kam der Urlaub. Fehmarn. War lustig… und wir sendeten auch eine Karte an die beiden. Natürlich ging mir Monja nicht mehr wirklich aus dem Kopf. Aber da wir uns seit einigen Wochen schon weder gesehen noch gehört hatten, machte ich mir keine großen Hoffnungen…
Doch dann kam alles anders. Es war im Oktober 1990. Kurz nach den Ferien fuhr ich wie üblich mit dem Bus zur Schule. Nach dem Umsteigen am Z.O.B. in Minden fuhr ich regelmäßig mit Mareike und einigen anderen im gleichen Bus weiter zur Schule. An diesem Morgen begrüßte mich Mareike mit einem breiten grinsen im Gesicht. Sie griff in ihre Tasche und holte einen blauen Briefumschlag heraus. Er war mit meinem Namen versehen und verschlossen… Ich nahm einen Duft war, den ich vorher noch nicht kannte. Meine Erinnerungen an das Gefühl, als ich den Brief umdrehte und den Namen „Monja“ las … in Verbindung mit dem Duft (der sich im Nachhinein als Raphael No. 4 herausstellte)… war schon sehr intensiv und vor allem bekam ich feuchte Finger…
Der
Rest ist schnell erzählt… wir schrieben uns täglich Briefe, Mareike
war die Botin, die täglich die Briefe übergab. Wir trafen uns… und auf
Grund meiner Schüchternheit dauerte es noch einige Zeit, bis ich eines
Tages den Mut fasste und Monja dann auch küsste. Es dauerte einige
Stunden an diesem Tag, bis ich den Mut aufbrachte… wir sind – glaube
ich – drei- oder viermal im Glacis um Minden herumgelaufen… es war kalt… aber ab dem Tag waren wir dann zusammen.
Warum
ich aushole? Ganz einfach. das Weihnachten verbrachte ich zu 2/3 mit
Monja, ihrer Schwester und ihren Eltern (die mich heute noch gerne zum
Schwiegersohn hätten 🙂 ). Das war ebenfalls ein schönes und
unvergessliches Weihnachten.
Und
es war das letzte, welches gefühlt so schön und so entspannt war. Durch
Opa und die spätere Trennung von Monja haben Weihnachten vermutlich zu
dem gemacht, was ich 2013 schon beschrieb. Mühe, Anstrengung und viel
„gute Miene“ zum innerlich bösen Spiel. Ich habe mich immer bemüht, dass
es die eigene Familie nicht so spürt… aber vermutlich nicht
sonderlich erfolgreich.
So gingen die Jahre einher und es änderte sich auch nicht wirklich etwas.
Das war der Geist der vergangenen Weihnacht.
… to be continued …