Luftsicherheitsassistenten erfolgreich ausgebildet

Es ist wieder vorbei.

Auch dies Jahr haben mein Freund und Kollege H. und ich zwei Grundkurse als Luftsicherheitsassistenten und Luftsicherheitskontrollkräften mit Zusatzqualifikation für Kontrolle von Flughafenlieferungen fertig ausgebildet. Die Prüfungen durch die zuständige Luftsicherheitsbehörde sind abgeschlossen und die „designierten“ Mitarbeiter warten nun noch kurz auf den Beginn des Arbeitsverhältnisses bei uns.  

Es ist schön, dass bei uns am FMO (Flughafen Münster/Osnabrück) Personal für uns, die FMO Security Services GmbH direkt ausgebildet wird. Ein schönes Modell, welches leider immer mehr in den Hintergrund rückt, da viele Unternehmen auf Subunternehmen zurückgreifen. Das Personal, welches durch uns ausgebildet wird, kann bundesweit an jedem Flughafen arbeiten. Die Prüfung hier ist die gleiche wie in anderen Bundesländern. Dennoch ist es schön, dass wir die Mitarbeiter direkt auf ihre Tätigkeit am FMO vorbereiten können und örtliche Themen auch so abarbeiten können, wie sie hier tatsächlich umgesetzt werden. Dafür bin ich meinem Chef sehr dankbar. Es hat für mich auch etwas mit Unternehmensbindung zu tun. Ein wichtiger Aspekt für meine Motivation und die Motivation der zukünftigen Mitarbeiter.

Die Ausbildung selbst mit allen Modulen dauert am FMO sieben Wochen und ist wirklich vollgestopft mit Dingen, die ein/e FluggastkontrolleurIn braucht. Dinge, mit denen die meisten vorher niemals was zu tun hatten, was die „Greifbarkeit“ der Themen nicht gerade erleichtert und meinem Kollegen H. und mir auch viel abverlangt. Denn alle Themen müssen einfach und verständlich erklärt werden. Jemand der keine Ahnung von Milch hat, muss diese anschließend nicht nur schmecken können, sondern auch wissen, wie sie entsteht, woraus sie besteht und wie und für zu was man sie verarbeiten kann. 

Für mich war das zu Beginn meiner Ausbilder-Tätigkeit der schwerste Teil, dank learning-by-teaching läuft das zum Glück heute mit „Links“. Irgendwann habe ich mal ein Zitat gefunden, an welches ich mich immer versuche zu halten und welches ganz gut ausdrückt, was das Wichtigste ist:

Wenn Du es nicht einfach erklären kannst, hast Du es nicht richtig verstanden.
Albert Einstein

Das macht aber für mich den Reiz aus. Einem Menschen, der jahrelang nicht mehr gelernt hat, seinen Geist kaum für Neues und Fremdes beansprucht hat (gute Hausfrauen und -männer, Menschen die lange arbeitssuchend oder arbeitslos waren, Menschen, die eher eintönige Arbeiten durchgeführt haben und und und) etwas beizubringen, etwas verständlich machen, womit er/sie nie in Berührung bekommen ist. 

Aber um welche Themen geht es eigentlich und was macht Luftsicherheitsassistent (LuftAss)?

LuftAss sind Kontrollkräfte auf Flughäfen, die die Kontrollen der Passagiere durchführen. Finden sollen sie dabei Bomben, Waffen, verbotene Gegenstände. Zur Verfügung haben sie dafür: Röntgengeräte, Metalldetektoren, Sprengstoffspürgerät, Geräte für das Auffinden flüssiger Sprengstoffe und am wichtigsten: menschliches Gespür und die Hände…. 
Um dahin zu kommen ist es ein langer Weg. Das Themengebiet der Ausbildung umfasst u. a.:

  1. Rechtskunde (Luftsicherheitsgesetz, Teile aus dem Strafgesetzbuch, Strafprozessordnung, Bürgerlichem Gesetzbuch…) und natürlich alle EU-Verordnungen und deutsche Anordnungen aus dem Bereich Luftsicherheit.
    Diese müssen die Trainees aber nicht nur kennen, sondern natürlich auch Zusammenhänge wissen. Sie müssen wissen, wann sie welche Rechte habe und wann diese Rechte eben enden.
  2. Waffen- und Sprengstoffkunde
    Da geht natürlich zum Einen um die rechtliche Seite (Waffengesetz, Sprengstoffgesetz, Kriegswaffenkontrollgesetz) zum Anderen – und wichtiger – diese Gegenstände zu finden und richtig zu handeln.
  3. Röntgenkunde
    Hier geht es darum die Röntgenbilder der Gepäckstücke der Passagiere sicher auszuwerten. Eine große Herausforderung für alle, die mit räumlichen Sehen Schwierigkeiten haben, oder sich Bestandteile von Gegenstände schwer vorstellen können.
  4. Personenkontrollen
    Natürlich werden auch die Passagiere gründlichst kontrolliert und auch das will gelernt sein. Sowohl in der Theorie und den Vorgaben nach denen das zu erfolgen hat, als natürlich auch die sichere und flüssige Anwendung.

Das alles zu vermitteln, zuerst theoretisch und dann immer mehr in der Praxis, ist eine Herausforderung und macht wirklich Spaß. Nach der zweiten Woche (bis dahin beinahe nur Theorie) sehen wir, wie die ersten keinen Bock mehr haben. Jeden Tag neue Themen, jeden Tag neuer Stoff jeden Tag mehr, was in der Prüfung wiedergeben und verstanden sein muss.
Danach wird es wieder etwas leichter, praktische Anwendung… zeigen wie es geht, Beispiele, wie man reagieren muss oder sollte. Umsetzung dessen, was die Teilnehmer bis dahin versucht haben zu verstehen, wird immer klarer und formt sich langsam auch zu einem Ganzen (Zusammenspiel der Vorschriften und Gesetze). Wir als Trainer der FMO Security Services GmbH unterstützen die Teilnehmer der Schulungen hier ganz individuell. Nach der Woche folgt eine gemischte Woche in der verschiedene Randthemen behandelt werden, Umgang mit der Kontrolltechnik, Hinweise zu besonderen Verfahren, verschiedene Einsatzorte am Flughafen und somit verschiedene Möglichkeiten der Reaktion. Danach kommt wieder eine Woche in der komplett neuen Stoff gibt. Das ist bei uns die Zusatzausbildung unserer zukünftigen Mitarbeiter/Innen zur Personal- und Warenkontrollkraft. Die Kontrollen und alles was bislang gelernt wurde findet natürlich auch hier Anwendung, dennoch gibt es viel Spezielles zu beachten. Handhabung von Werkzeugen, Anlieferungen für den Flughafen auf Paletten oder als Schüttgut und viele andere Dinge, die zu beachten sind.

Danach folgt noch eine Gefahrgutausbildung nach den IATA (International Civil Aviation Organisation) Gefahrgutvorschriften für die Personalkategorie 6 (Sicherheitskontrollkräfte), die am selben Tag mit der LBA zertifizierten Prüfung abschließt.

In den restlichen Tagen wird permanent alles Theoretische wiederholt und immer mehr an den Techniken der Teilnehmer/Innen gefeilt (natürlich sind es noch weitere Themengebiete, aber alles kann und darf ich hier nicht schreiben, schließlich sind die meisten Dinge aus guten Gründen vertraulich). 
Dazu kommen natürlich noch besondere Maßnahmen, damit die Kontrollkräfte wissen, wie sie sich bei religiösen Feinheiten zu verhalten haben (Kopfbedeckungen etc.). Auch der Umgang und die Kontrolle von Personen die Behinderungen haben, muss den zukünftigen Mitarbeitern vermittelt werden.
So lange bis wir sie guten Gewissens zur Prüfung anmelden können. Dieses Jahr hatten wir zwei Grundkurse, die nun auch beide zu 100% bestanden haben. Es ist das Highlight des Jahres für mich und sicherlich auch für meinen Freund und Kollegen H.. Es ist viel Arbeit in der Vorbereitung, viel Arbeit währenddessen und anschließend muss alles nachbearbeitet werden. Dokumentationen müssen erfolgen und alles muss wieder in Ordnung gebracht werden (Exponate sortieren einordnen, Schulungsbescheinigungen drucken und verwalten, Weiterleitung der Unterlagen an die Behörden, Korrekturen an den Präsentationen durchführen (es ändert sich ja immer Verordnungen, während solcher Schulungsmaßnahmen 🙂 )).
Und angefangen hat alles nach 9/11. 

2003 bin ich Trainer geworden. Damals noch nach einer kurzen Schulung und einer „kurzen“ behördlichen Prüfung. Danach kamen immer mehr Schulungsmodule und Themen hinzu. Immer wichtiger wurde der EU und auch der Bundesrepublik die Aus- und Fortbildungen der Kontrollkräfte. So gibt es mittlerweile nicht nur die Kontrolleure sondern insgesamt 14 Ausbildungen und/oder Modulen von denen mein Kollege und ich Lizenzen haben 9 dieser Module auszubilden.
Wer hier sehen will, was das alles ist: Das Luftfahrtbundesamt (LBA) hat eine schöne Tabelle dafür erstellt: externer Link zum LBA 🙂 viel Spaß damit… 
Eine bessere Übersicht gibt ist allerdings diese hier: 

  • Luftsicherheitsassistenten (11.2.3.1a)
  • Luftsicherheitskontrollkräfte für Personal- und Warenkontrollen (11.2.3.1b)
  • Luftsicherheitskontrollkräfte für Fracht- und Post (11.2.3.2)
  • Luftsicherheitskontrollkräfte für Post oder Material von Luftfahrtunternehmen, Bordvorräten und Flughafenlieferungen (11.2.3.3)
  • Luftsicherheitskontrollkräfte für Fahrzeuge (11.2.3.4)
  • Zugangskontrollkräfte sowie Personal für Überwachungen und Streifengänge (11.2.3.5)
  • Personal für Luftfahrzeugsicherheitsdurchsuchungen (11.2.3.6)
  • Personal zur Sicherung von Luftfahrzeugen (11.2.3.7)
  • Personal für die Zuordnung von aufgegebenem Gepäck (11.2.3.8)
  • Anderes Sicherheitspersonal bei Fracht und Post (11.2.3.9)
  • Anderes Sicherheitspersonal für Post oder Material von Luftfahrtunternehmen, Bordvorräten und Flughafenlieferungen (11.2.3.10)
  • Aufsichtspersonal (11.2.4)
  • Andere Personen als Fluggäste mit unbegleiteten Zugang zu Sicherheitsbereichen (11.2.6)
  • Allgemeine Schulung des Sicherheitsbewusstseins (11.2.7)

Es sind spannende Themen, die – leider – auf schlimmen Ereignissen beruhen, daher empfinde ich es als umso wichtiger, die Inhalte publikumsgerecht zu vermitteln. Wir sind dazu immer wieder motiviert worden und step-by-step haben mein Kollege und ich uns diesen Weg bereitet. Allerdings nicht alleine:
Ich muss sagen, dass ich einen tollen Arbeitgeber gefunden habe, der es mir ermöglicht hat, so viel Positives zu erreichen und bei dem ich mich sehr wohl fühle. Der FMO, genauer die 100%-Tochter FMO Security Services GmbH hat mich gefordert, gefördert und immer wieder motiviert mehr zu tun, dafür bin ich sehr dankbar und auch ein wenig stolz für den Flughafen zu arbeiten. Meine Chefin, die mich über die Jahre ebenfalls immer unterstützt hat und viele weitere Kollegen, die dazu beigetragen haben, dass ich dieses Wissen heute vermitteln darf, sollen nicht unerwähnt bleiben. Ohne sie hätte ich das alles nicht geschafft.

Als Quereinsteiger der nichts mit Luftfahrt gelernt hat, war das eine besondere Herausforderung 🙂